Liebe Plastik-Borderliners,
hab da kürzlich ein Live-Video von euch gesehen zum Song „Für Würzburg“. Bin da, ehrlich gesagt, beim Refrain etwas stutzig geworden. „Würzburg, du bist eine hässliche Fotze“?
Klar, im Hip Hop gibt es viel Schlimmeres (und ja, wenn ich „Würzburg Hip Hop“ google, dann ist das, was ich da finde 1000mal heftiger). Und dann erst eure Ami-Kollegen mit ihrem gay-bashing, da ist das doch jetzt echt mal harmlos. Da steht ihr sicherlich auf „der guten Seite“, links und diy. Da ist das jetzt doch schon irgendwie An-den-Pranger-stellen, was ich mach, zudem noch öffentlich in einem Blog. Zumal ihr ja keine Sexisten seid, kann ich ja schon an eurem Umfeld erkennen und wenn ich euch zudem noch privat kennen würde, dann wüsste ich ja, wie es gemeint sei. Vermutlich verstehe ich einfach nur den Text nicht, die … Metaebene. Und außerdem eh alles nur Spaß, Ironie und Provokation und jetzt komme da ich und bin verklemmt und bieder und spießig, irgendwie auch anmaßend und versteh keinen Scherz, fall natürlich voll auf die Falle rein. Und dann noch der Kontext, ich weiß, man muss schließlich auch auf den Kontext achten! Der Kontext ist wichtig! Ach, und überhaupt, ich, ich bin ja männlich, was will ich da schon zu sagen. Und ja, verstehe, wenn ihr mir jetzt sagen würdet, dass eure Partnerinnen und/oder beste Freundinnen das gar nicht schlimm finden, und die, die sind ja schließlich weiblich.
Aber irgendwie … keine Ahnung … irgendwie hab ich trotzdem kein gutes Gefühl, wenn eure beiden MCs das Wort „Fotze“ als Personifikation in euren Texten benutzen und euch damit in subkulturellen (aufgeklärten) Strukturen, in denen z.B. das Femfest stattfand, eine Bühne geboten wird, ohne dass das Ganze zumindest mal kritisch hinterfragt wird. Eigentlich habt ihr das doch gar nicht nötig … Jungs …
Für Plastik Borderline
Posted on Januar 9, 2012
Posted in: berichtet
Peter G.
Januar 10, 2012
du hast es eigentlich schon in deinem „sarkastischen“ Text zum Punkt gebracht: du siehst das viel zu eng.
Wenn ich Musikant wäre würde ich auch keine derartigen Schimpfworte benutzen, aber derart aufregen kann ich mich auch nicht darüber. Hatte nach deinem Artikel etwas viel schlimmeres erwartet.
harald
Januar 10, 2012
Ich teile deine Kritik.
Was mir allerdings bei Menschen, die eher aus der Punk/Hardcorerichtung kommen, auffällt, ist die Leidenschaft, mit der man sich über Sexismus im Hip Hop beklagt.
Wenn es dann um den sexistischen Schmarrn geht, der in der Hardcoreszene passiert(e), wird es sehr schnell stiller und man bemüht sich um differenziertere Betrachtungsweisen.
Gernot Gerlach
Januar 10, 2012
Hi lieber dearyouwuerzburg,
erstmal vielen Dank für den köstlichen Text. Ich habe des häufigeren schmunzeln müssen. Ich kenne die beiden MC´s persönlich und vielleicht macht es dies noch ein wenig amüsanter. Bei dem Konzert, es spielten 12Karat, dann Plastik Borderline (4Life!) und im Anschluss 2:38. Bei dem Auftritt von 12Karat kamen mir sehr sehr ähnliche Gedanken, in einem Ihren Songs war die Hook: „Du bist ein Homofürst weil du eine Beziehung mit einem Homo führst“, da hab ich auch an das Umfeld denken müssen. Bei Phil und Yo ist das eher als Stilmittel zu sehen, da auch in der Ursprungsversion die Textzeile nicht enthalten ist. Der Song ist in meinen Augen, widersprecht mir Jungs wenn ich falsch liege, eine sehr heimliche Liebeserklärung an die Stadt am Main.
Lieben Gruß
karin queer
Januar 11, 2012
lieber gernot, liebeserklärungen an „fotzen“ zu schreiben halte ich für eine seltsame idee. ich finde die kritik auf diesem blog berechtigt und halte sie für keinen sonderlichen aufreger (so wie peter g. dies tut:“aber derart aufregen kann ich mich auch nicht darüber.“), sondern im gegenteil für recht verhalten. durch die ironische vorwegnahme diverser entgegnungen, die man oftmals zu hören bekommt, wenn man sexismus, homophobie, heteronormativität u.a. kritisiert (dass man ein etwa ein „gutmensch“, „spielverderber“ oder sonstwie arrogant oder sexuell unbefriedigt ist), wird sie bereits abgeschwächt.
ich kenne die band weder persönlich noch aus der ferne, kann aber sagen, mit ihrer diffamierung einer stadt als irgendwie negativ attribuierte frau stehen die „jungs“ in bester abendländischer tradition (check out the bible). weibliche geschlechtsmerkmale als schimpfworte zu benutzen ist auch nicht so neu. menschen können sich durch solche ausdrücke angegriffen bzw. verletzt fühlen (was ja auch der sinn solcher ausdrücke ist). es ist dabei unerheblich, wie das von der band gemeint war oder ob manche menschen diese reaktion für übertrieben halten.
jede/r hat das recht selbst zu entscheiden, was sie/er davon hält. und das allein reicht wie ich finde, diesen text zu diskutieren. man kann sich nämlich schon fragen, warum hiphopbands, die scheinbar nicht in das übliche klischee dieser musik von bling-bling und frauen- bzw. schwulenfeindlichen attitüden passen wollen, dennoch teilweise diese form der inszenierung aufgreifen (egal ob ironisch gebrochen, witzig gemeint, etc.). warum kann die stadt würzburg nicht etwa ein hässlicher schwanz (mit ihren phallischen kirchen) oder, um jegliche geschlechterdiffamierung zu vermeiden, eine rolle klopapier sein?
grüße aus nicht-franken!
Udo
Januar 11, 2012
was für ein sinnloser artikel..da bentutzen die zwei hippies einmal ein „schimpfwort“ und verpacken das noch schön in einen zusammenhang. kraftausdrücke alleine ergeben noch lang keine sexismus…
karin queer
Januar 11, 2012
@udo: hä?
bow.
Januar 11, 2012
halt doch einfach die fresse! ernsthaft.
Dear you Würzburg
Januar 11, 2012
😀
thomas
Januar 12, 2012
:popcorn:
Zwischenstand: Fans der Combo Plastik Borderline, ein enttäuschter Gast der einen mäßigen Beitrag zum kleinen Konzert in den geliebten Hallen der Post-Musik verfasst, postmoderne FeministInnen die sich über die Prosperität des Feminismus bedröppelt zeigen, junge Hip Hopper die meinen die PC wäre ihnen mit Schritt und Tritt auf den Fersen. Na dann! Würzburg abturn!
karin queer
Januar 12, 2012
ich weiß nicht, welche psychischen probleme bei einigen hier postenden vorliegen, aber warum wird das eigentlich nicht zensiert, dearyoublogger? das ist schließlich keine diskussion mehr, wenn man für die äußerung seiner meinung beleidigt wird.
und zu dir lil bow-udo: ich werde deinem vorschlag „die fresse zu halten“ leider nicht nachkommen können. dazu ist mein disrespect-bedürfnis einfach zu maximum. und manchmal macht es auch spaß, zu sehen, wie leute reagieren, die nicht verstehen, was man sagt, aber sich davon doch in ihren dumpfen hirnen irgendwie angegriffen fühlen. ich hoffe, du fühlst dich dadurch nicht angegriffen, denn die tatsache, dass du dumm bist ergibt noch lange keine beleidigung meinerseits.
karin queer
Januar 12, 2012
oh, wie ich gerade sehe, existiert, so wie es dasteht, ein gewisser widerspruch zwischen dem letzten und dem vorletzten satz. ich meinte eher „ich hoffe, dass du dich bitte nicht angegriffen fühlst, obwohl du es anscheinend tust“. mann, wir hippies…kommt vom kiffen.
Dear you Würzburg
Januar 12, 2012
hallo karin queer,
ich bin kein freund von zensur, gerade hier, auch weil dann die „zensierten“ sich noch mehr aufführen und als märtyrer präsentieren können. zudem entlarven sich diese anonym abgegebenen statements / beleidigungen doch eh und belegen ja zudem das von mir / dir angeprangerte fehlende bewusstsein zu dem thema. ich bin aber ehrlich gesagt sogar positiv überascht, wie sowohl hier als auch auf der facebook-seite der band größtenteils sachlich und freundlich mit dem thema umgegangen wird. halt schade, dass sie sich selbst noch nicht wirklich geäußert haben (weder auf eine vor veröffentlichung des artikels versandte mail an sie als auch hier oder auf ihrer seite. aber vielleicht sind die kommentare von ihnen auf ihrer fb-seite auch schon reaktion genug), obwohl das sich ja schon einige gewünscht hätten, aber auch das ist ihnen überlassen.
das mit „halt die fresse“ hatte ich eher auf meinen artikel bezogen und nicht auf deine reaktion, die ich sehr gelungen finde. hätte ich es als beleidigung von dir und deinen beiträgen aufgefasst, hätte ich vielleicht anders reagiert.
frank
karin queer
Januar 12, 2012
@frank: ja, das versteh ich mit dem verzicht auf zensur. ich hatte übrigens diesen ganzen beitrag mit „hippies“ (wer ist denn da gemeint?) und warum der ausdruck „fotze“ noch „lang keine 🙂 sexismus“ sein soll inhaltlich nicht nachvollziehen können.
@thomas: auch hier verständnisprobleme, wer hier angesprochen wird. falls damit u.a. ich gemeint bin: ich zähle mich nicht zu den „postmodernen“ feminist_innen (wäre auch die frage, wer das sein soll, aber danke für die geschlechtergerechte schreibweise) und wie das mit der „prosperität“ und dem „bedröppelt“-sein gemeint ist, müsstest du auch noch kurz erklären. ansonsten: ich wohne nicht in würzburg und möchte daher bitte unter einer anderen abtörn-rubrik klassifiziert werden.
Gernot Haubenthal
Januar 12, 2012
Um die Diskussion auf eine anatomisch korrekte Basis zu stellen, muss angemerkt sein, dass eine Fotze nicht unbedingt mit einem Schwanz zu vergleichen ist. Würden wir die richtigen Fachtermini verwenden, so wären eine Vagina und ein Penis durchaus beide als primäre äußere Geschlechtsorgane des jeweiligen Geschlechts anzusehen. Rein entwicklungsgeschlichtlich gesehen, entspricht der männliche Penis jedoch nur der weiblichen Klitoris. Wollte man eine männliche Entsprechung der weiblichen Vagina finden, so sollte am ehesten der Penis samt Skrotum gewählt werden. So gesehen sind, streng genommen, die sprachlichen Gleichstellungen im Rahmen der Gender- und Sexismusdiskussion eher ungenau und meiner Meinung nach nicht zutreffend.
Wenn euch etwas nervt, sagt ihr ja schließlich auch „das geht mir auf den Sack“ und nicht „das geht mir auf die Eierstöcke“.
daenmarkantifa93
Januar 14, 2012
so, nuo, die stadt ist also weiblich, ist sie nicht? so die konklusion der sachverhalt: soll sie männlich beleidigt werden als schrumepliger penis, i dont think so. frage an katrinqueer please.
karin queer
Januar 15, 2012
he da, mit dem komplizierten pseudonym: tatsächlich fände ich das ganz erfrischend, bin mir aber natürlich bewusst, dass hier die böse „psychologie des ressentiments“ aus mir spricht. daher war dieser vorschlag durchaus nicht ernst gemeint. ich schlage also noch einmal die klopapierrolle o.ä. vor. außerdem wünschte ich mir ein derartiges problembewusstsein, wie es aus deiner frage hervorgeht, auch in bezug auf die alltägliche diskriminierung von frauen. vielleicht besitzt du dieses ja. dann kannst du diesen appell gerne als gegenstandslos betrachten. ich habe jedoch den eindruck, so manche/r wird erst hellhörig, wenn auch nur der kleinste verdacht aufkommt, hier will jemand den spieß mal umdrehen und etwa was „männerfeindliches“ sagen. mit besten grüßen, deine schrumplige p..is..f..ze.
urinella
Januar 17, 2012
karin: abtörn.
Dear you Würzburg
Januar 17, 2012
und um dir das auszudenken hast du jetzt echt 8 tage gebraucht? 😀 ohje…
urinella
Januar 17, 2012
für meine begriffe hab ich diese doch deutlich vom – neuerdings vermehrt um sich greifenden- zwangsintellektualismus (ein neologismus! oha!) geprägte diskussion damit ganz anschaulich zusammengefasst. ich wiederhole: für m e i n e begriffe.
’nuff said…
karin queer
Januar 18, 2012
@ urinella: wie du vilelleicht bemerkt hast, gibt es hier keinen „zwangsintellektualismus“. du und andere zumindest weichen von dieser ausdrucksweise doch ganz deutlich oder bewusst ab. ich verstehe die kritik dessen auch nicht. ich spreche bzw. schreibe eben so, wie ich es tue. ich habe hier auch nicht gerade eine wissenschaftliche abhandlung gepostet. dass meine oder andere beiträge neben kommentaren wie „kraftausdrücke alleine ergeben noch lang keine sexismus…“ wie lexikonartikel klingen, kann ich leider nicht ändern und ich werde nicht versuchen, mich dem anzupassen. ich sehe keine veranlassung meine sprache zu ändern, nur um deinen persönlichen befindlichkeiten entgegenzukommen. du tust das ja auch nicht.
karin queer
Januar 18, 2012
@gernot haubenthal: schade, dass einer der wenigen inhaltlichen beiträge, die hier gepostet wurden, gar nichts mit dem problem, das durch franks kritik angesprochen wurde, zu tun hat. ich habe das mit dem „hässlichen pimmel würzburg“ auch bitteschön keinesfalls als irgendeine geeignete maßnahme der „gleichstellung“ gemeint, sondern – nochmals – als simplen scherz.